Die Verwaltungsschale (AAS), der Digitale Produktpass und das Digitale Typenschild gelten als wesentliche Elemente, um die digitale Transformation in der Industrie zu fördern. Doch wie sieht der aktuelle Stand ihrer Entwicklung aus, und welchen Mehrwert können sie speziell für mittelständische Unternehmen bieten? Dr. Georg Wünsch, Gründer und Geschäftsführer von machineering, teilt seine Einschätzungen zu diesen Technologien und deren Marktreife.
Herausforderungen und Möglichkeiten der Verwaltungsschale (AAS)
Im Rahmen von Industrie 4.0 und der digitalen Zwillinge spielt die Verwaltungsschale eine Schlüsselrolle, da sie standardisierte und strukturierte Informationen zu Maschinen und Produkten bereitstellt. Dr. Wünsch sieht in der Verwaltungsschale erhebliches Potenzial, insbesondere in Bereichen wie Kundenservice und Vertrieb. „Das Konzept ist vielversprechend und birgt großes Potenzial für Effizienzsteigerungen“, erklärt er. Dennoch sei die Technologie noch nicht vollständig ausgereift, was eine umfassende Marktdurchdringung aktuell behindere.
Der digitale Produktpass als Einstieg in die Digitalisierung
Während der digitale Produktpass momentan nur in einer frühen Phase verfügbar ist, bietet er bereits einen wichtigen Ansatzpunkt für Unternehmen, die den Schritt in Richtung Digitalisierung wagen möchten. Laut Dr. Wünsch ermöglicht der Produktpass die digitale Dokumentation und Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. Unternehmen können damit Informationen zu Produkten und Maschinen strukturiert erfassen und zugänglich machen. Diese Transparenz wird langfristig zu einer Steigerung der Effizienz und der Interoperabilität führen, was insbesondere für den Mittelstand relevant ist.
Praktische Umsetzung und Hindernisse
Die Einführung neuer Standards, wie der Verwaltungsschale und des digitalen Produktpasses, stellt in der Praxis oft eine große Herausforderung dar. „Die Implementierung solcher Konzepte ist nicht immer einfach und kann zu Frustrationen führen“, so Dr. Wünsch. Historische Beispiele zeigen, dass selbst sinnvolle Standards auf Widerstand stoßen können, was auch heute noch ein Problem darstellt. Es sei schwierig, dass Fachkräfte weltweit einheitlich nach denselben Vorgaben arbeiten. Trotz dieser Schwierigkeiten gibt es eine hohe Bereitschaft zur Weiterentwicklung und Anpassung an die neuen Anforderungen.
Erste Erfolge in der Automatisierungstechnik
Trotz der noch ausstehenden vollständigen Implementierung der Verwaltungsschale gibt es bereits erfolgreiche Anwendungsfälle, wie etwa die Verwendung von Standards wie AutomationML für den Datenaustausch oder FMU/FMI für Simulationsprozesse. Diese Technologien haben sich in der Praxis als effizient erwiesen und finden bereits breite Anwendung im Maschinenbau. Zusätzlich tragen etablierte Standards wie STEP, native CAD-Daten und DLLs bereits jetzt zur Optimierung der Produktionsprozesse bei.
Zukünftige Entwicklungen und Automatisierung
Für die Zukunft ist bei Unternehmen wie machineering eine stärkere Automatisierung geplant, insbesondere bei Simulationsmodellen, die über den machineering Store angeboten werden. Ziel ist es, die Verwaltungsschale zu nutzen, um den Wartungsaufwand zu verringern und gleichzeitig die Effizienz zu steigern. Eine große Herausforderung bleibt jedoch der Testaufwand. „Automatisierung durch FMI vereinfacht die Simulation, aber manuelle Tests sind weiterhin unerlässlich, um sicherzustellen, dass die gelieferten Komponenten und Firmware den Anforderungen entsprechen“, erläutert Dr. Wünsch.
Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung eines Vendor Packages, das es Automatisierungspartnern ermöglichen soll, ihre Komponenten eigenständig im Engineering Store als Modell zu präsentieren. Dies soll unabhängig von der technischen Basis geschehen, sei es FMI oder DLL. Der Schlüssel für den Erfolg dieses Ansatzes liegt jedoch in der Etablierung eines einheitlichen Datenformats, das von allen Beteiligten genutzt werden kann.